Von Messen, Podcasts und … ist nicht eh alles egal?

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Von Cons und Autoren

Im April war ich auf der LuxCon. Nur als Besucherin.
Noch letztes Jahr hatte ich Stand dort, aber irgendwie … ich sag mal so, seit Corona ist in der Con-Welt der Wurm drin. Ach was, in der ganzen Welt ist der Wurm drin.

Man hat das Gefühl, es ist immer noch 2020, das gleiche beschissene Jahr, das nur in Variant-Covern (haha, wie gesagt, ich war auf der LuxCon und hab vielleicht an einem Comicstand ein paar Hefte angehimmelt) wieder aufgelegt wird.

Nun, wie dem auch sei. Es war ein schöner Samstag, aber ich bin hauptsächlich hin, weil Ursula Vernon als Gast angekündigt wurde. Als T. Kingfisher ist sie eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen und die Chance, sie mal live zu erleben, wollte ich nicht verstreichen lassen.

Hab mir dann auch mal – eher ungewöhnlich für mich – ein paar Prints gekauft. Von wegen Signatur und so. 😁

(Ziel erreicht, würd ich sagen. 🥳)

Kingfisher war nicht allein, begleitet wurde sie von Mann und zwei Freunden. Alle haben Panels gemacht. Wobei ich sagen muss, von den dreien, die ich besucht hab, fand ich das erste tatsächlich das beste. Obwohl es ein Thema hatte, das mich nicht wirklich betrifft. Es ging nämlich um Podcasts.

Was, wenn man kein Content sein will?

Keine Angst, ich fang jetzt nicht sowas an. So gern hör ich mich selbst nun auch nicht reden. Aber das ist nicht der Punkt. Im Kern des Panels ging es um Kreativität und kreatives Arbeiten generell. Da konnte man sich für jeden Bereich etwas mitnehmen.

Es ging auch darum, wie man ein Ausbrennen verhindern kann. Wie man sich selber pacen kann und dass man lieber konstant etwas weniger Content ausliefert, als zu viel. Wenn man weniger macht, wie einen Podcast im Monat z.B., dann wissen die Zuhörer das und sind damit zufrieden. Macht man aber jede Woche einen und kann dieses Tempo nicht durchhalten, dann wird man Zuhörer verlieren, weil ihre Erwartungen enttäuscht wurden.

Wichtiger Punkt, finde ich.
Ich war ja im Prinzip schon bei ’nur‘ einem Buch im Jahr. Da ich aber eine gut dreijährige Totalflaute hatte, hab ich die Leserschaft, die ich hatte – so klein sie war – eben verloren. Meine Zahlen auf Amazon sind eher Richtung Flatline. Und das ist allein meine ‚Schuld‘, da ich nicht konstant durchproduziere, nicht konstant irgendwo Werbung mache, nicht konstant am Content erzeugen bin.

Aber ich möchte das auch nicht. Ich kann das auch nicht.
Einen Account auf diese professionelle Weise zu führen, ist ein Vollzeit-Job und gerade im Bereich Video braucht man derweil nicht mehr mit der Handy-Kamera zu kommen. Auf Youtube, TikTok und Instagram hat eine extreme Professionalisierung stattgefunden. Die Großaccounts arbeiten mittlerweile mit einem kompletten Support-Team, Tonleuten, Kameraleuten, Menschen, die das Material editieren.

Da kann ich nicht nur nicht mithalten, da brauch ich gar nicht erst anzufangen.

Where do we go from here?

*insert bild vom buffy cast, der aus voller seele dieses lied singt*

Das ist sowieso die große Frage, oder?
Wir können nicht leugnen, dass Meta und natürlich auch Google und Amazon jetzt endgültig ins ‚wir waren die ganze Zeit annoying-kapitalistisch-evil, aber jetzt sind wir voll-hundert-pro-evil‘-Lager gewechselt sind. Es lässt sich auch nicht mehr wegignorieren, dass GenAI, die Plagiat-Auskotz-Maschine, eine disruptive Technik ist, die sogar für diese oben erwähnten Großaccounts eine Erschütterung der Macht darstellen dürfte.

Hier möchte ich Alasdair Stuart zitieren. (Er ist auch auf Bluesky und gibt in diesen Thread einige der Dinge wieder, die auf der LuxCon gesagt wurde.).

Besonders dieser Punkt ist immens wichtig:

Every single creative industry, at every level, has either burnt to the ground or is in the process of burning to the ground. It’s not just you. Everything, at every level, is fucked.

Alles ist im Umsturz. Man kann sich auf die alten Rezepte nicht mehr verlassen. Es wird jetzt schon teilweise Autoren geraten, Social Media links liegen zu lassen und sich einfach aufs Schreiben zu konzentrieren. Vielleicht gilt der Satz ‚Die beste Werbung ist das nächste Buch‘ bald wieder verstärkt.

Im Thread sagt Alasdair weiter:

That leads to two responses. The first is a twisted double helix of rage and grief. That’s understandable and it’s been part of the burning ruins of the industry for so long we all just smile and assume ‚Yeah it’s fucked, right?!‘ and try and John McClane ‚Welcome to the party, pal!‘ through it

The second is best summed up by a quote that I’ve heard connected to nihilism a lot, so it feels weird hearing it from Captain Chipper here but stick with me. If nothing we do matters, all that matter is what we do. Flip that around and that’s a one line How To for building art and communities.

Make the art you want to make. The most YOU art possible. Find the people around you, similar journeys, fellow travellers and build things with them. It’s not that no one is coming to save us. It’s that no institution can or is minded to. So it’s up to us.

Ich wiederhole: If nothing we do matters, all that matter is what we do.

Ich muss sagen, das hat mich extrem abgeholt.
Um offen zu sein (mit euch drei Lesern hier), ich struggle seit Monaten/Jahren extrem mit dem Autorendasein. Ich mach das schon gute zehn Jahre und kann nicht behaupten, dass ich es geschafft habe, eine Karriere daraus zu machen.
Außerdem fühlt es sich (siehe oben) jetzt obendrein auch noch so sinnlos an. Alles scheint in Trümmern zu liegen, überall werden Benzinkanister über den Trümmern ausgeleert und freundliche kleine (faschistische) Helferlein stehen schon mit den Streichhölzern parat.

Und ich soll meine albernen kleinen Geschichten schreiben? Das wird doch nix. Das bringt doch nix. Ich sollte einfach aufgeben. Aber wisst ihr was? Auch ‚einfach aufgeben‘ ist gar nicht so einfach, wie man meinen sollte.

Keine Ahnung, ob ich die Kurve kriege, das kann ich jetzt noch gar nicht sagen, aber wenn eh alles egal ist, dann kann ich ja auch weiterhin schreiben, was ich selbst gern lesen möchte. In meinem Tempo. Ohne ‚Content‘ Accounts und Marketing.

Make the art you want to make. The most YOU art possible.

Und das ist ein gutes Schlusswort.
Ihr wart alle sehr tapfer hier 1000+ Wörter zu lesen. Nehmt euch ein paar Kekse und ’nen Kaffee. 😚