Digital Detox und Hirn-Reset Projekt (Teil 1)

Hallo und willkommen zu meinem Rest-August (und eigentlich auch September und vielleicht sogar Rest-des-Jahres) Projekt.

Neulich saß ich mal wieder da und hab mich auf Bluesky und Instagram verloren. Da ist ja auch immer was zum Gucken, ne? Manchmal sogar was Interessantes oder was Lustiges oder was Rührendes … und es hilft, sich nicht selbst denken zu hören.

Das Jahr bisher war, gelinde gesagt, anstrengend und ich bin mir bewusst, dass ich nicht gerade ein Paradebeispiel an innerer Ausgeglichenheit bin. Endlos zu scrollen, hilft dabei, nicht die Wände hochzugehen. Isso. Ist doof, aber ist so. Und ich glaube, viele Menschen benutzen es genau dazu.

Blöd nur, dass in diesem Internet auch literally ALLES ist, was schiefläuft. Und wenn man sich dann nach zwei Stunden schrecklicher Nachrichten durch tote und verlorene Menschen, irrsinnige Diktatoren und Tierrettungen geklickt hat, ist man vor allem eins: emotional ausgesaugt. Ich meine, yay, vor lauter kognitiver Erschöpfung denkt man jetzt vielleicht tatsächlich nicht mehr viel, aber besser geht’s einem halt auch nicht.

Ich vermisse die Zeiten, als das ‚Internet‘ quasi ein Ort war. Man musste sich bewusst zu seinem Computer begeben und das Teil anschalten, der wunderschönen Drööödüddelbrummpieps-Musik des 56k Modems lauschen und dann, erst dann, war man ‚on‘.

Heute sind wir zwangs- und dauer-on.
Begriffe von früher wie ‚irl‘ machen absolut keinen Sinn mehr. Das Internet hat das real life so durchwuchert, dass es keine Trennung mehr zu geben scheint. Passiert dein Offline-Leben überhaupt, wenn du nicht online darüber redest? Pics or it didn’t happen!

Analog zum Zen-Koan: Wenn ein Baum im Wald umfällt und niemand da ist, macht er dann ein Geräusch? Wenn du etwas tust und niemand kann es liken und kommentieren, ist es dann wirklich passiert?

Es steht absolut außer Frage, dass das Internet eine großartige und schreckliche Erfindung ist. Eine disruptive Technologie, nach deren Einführung nichts mehr so ist – nichts mehr so sein kann – wie zuvor. Und ich wage die Prognose, dass gegen die Disruption, die LLMs und GenAI und AI in spezifischen Anwendungen (nein, nicht ganz das Gleiche), die des Internets ein lauer Pups an einem Sommerabend war. Und ich bin auch überhaupt nicht neophob. Echt nicht. Ich habe großartige Menschen und Dinge kennengelernt und meine Güte, ich möchte auch nicht mehr mit einem Kartenwerk durch Deutschland navigieren müssen oder in einer fremden Stadt dreimal nach dem Weg fragen.

Nein, das ist alles nicht das Problem. Nicht, wenn wir es als Tool benutzen. Es uns hilft, Termine überblicken, Kontakt halten, schnell Informationen finden. Aber es ist schon vor langer Zeit etwas passiert. Seit es – und ich mag wirklich das Wort nicht mehr benutzen, denn es ist nur noch eine Farce – ’social‘ Media gibt.

Es hat gar nicht lange gedauert und wir haben uns selbst in diese Maschinerie eingespeist, um sie am Laufen zu halten, wir sind das Produkt und der Konsument und … ich mag das nicht mehr haben? Wenn ich sehe, dass Leute sich selbst das Maul verbieten, um den allmächtigen Algorithmus nicht zu verärgern, spätestens da müssen wir mal kurz anhalten.

Atmen wir mal durch.

Ein – 1, 2, 3, 4
Halten – 1, 2, 3, 4
Und ausatmen – 1, 2, 3, 4

Und jetzt noch einen halben Schritt inneren Abstand nehmen.

Ihr seht das doch auch, oder?
Diese monströsen, datenschluckenden, Geld produzierenden Seiten – die sind nicht für uns da. Die sind keine Tools, die sind eine Leimfalle. Und wir zappeln drin herum und denken, wir müssen das, weil … FOMO? Click-Zahlen? Reichweite? Schneller Dopamin-Fix?

Und ich sag ja gar nicht, dass wir uns alle die Kleider vom Leib reißen und in den Wald rennen sollen. Es ist ja okay in 2025 zu leben (nee, ist es nicht, aber aus anderen Gründen), aber ich will nicht um des Internet willens existieren.

Und deshalb, mach ich hier ’nen kalten Entzug. Ich chatte immer noch, weil das heute das stundenlange Telefonieren von früher ersetzt hat, ihr könnt mich gern auf Discord anquatschen theconfuzzledwriter

Das ist alles kein Ding. Aber ich bin bald 55! AAAAAHHHHHHHHHHAAAAAHHHHHH!
Ich hab keine Lust Lebenszeit auf Instagram zu vergeuden (zumal die Plattform immer gruseliger wird) und bis ich mir selbst wieder trauen kann, Bluesky und Insta nur in gesunden Dosen zu benutzen, bleib ich dort weg.

Teil 2 folgt, wenn mir danach ist. Das ist das Geile an einem eigenen Blog, den eh keine Sau liest – FREEEEIIIIIHEEEEEIIIIIIIT zu tun und lassen, was man will.

 

2 thoughts on “Digital Detox und Hirn-Reset Projekt (Teil 1)”

  1. 🙂 Stimmt nicht, dass keiner deinen Blog liest!

    Ich bin um einiges länger als du weg von Facebook und Insta – und ich genieße es!!!
    War eine gute Entscheidung.
    Ich vermisse ebenfalls das Internet von früher … das gegenwärtige ganz und gar nicht.
    In Foren schreibe ich auch nicht mehr, nur noch eMails an Freunde. Wobei mir da sofort die handgeschriebenen Briefe von früher einfallen. Das war echt eine schöne Zeit.
    Dennoch ist mir das Internet als Informationsquelle lieber als der Brockhaus oder wie die verstaubten Lexika von damals hießen. Da gab es ja mehrere.

    Liebe Grüße !
    Alles wird gut. Früher oder später, wie auch immer.

    1. Aww, Marlies! Hallo!
      Ja, man muss sich selber nochmal re-organisieren, damit man den Nutzen ohne allzu viel Stress haben kann. Und natürlich ist es großartig, wenn man alle diese Informationen mit einer Frage finden kann. Wenn ich an das 20-teilige Bertelsmann-Lexikon denke. Als Kind hab ich da gerne drin gestöbert, aber ich glaub, da war das schon veraltet. 😀

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